Strohhut Herstellung
Strohhüte

Alles über den Strohhut – Herstellung, Material, Bedeutung

Kopfbedeckungen aus Stroh werden allgemein als Strohhüte bezeichnet. Strohhüte sind bei Damen, Herren und Kindern gleichermassen beliebt und bieten im Sommer Schutz vor der Sonne. Der Richtigkeit halber sei hier aber erwähnt, dass nur Kopfbedeckungen mit einer umlaufenden Krempe Hüte sind, alles andere sind Mützen. Hier soll die Herstellung, die Qualität und die Bedeutung von Strohhüten in der Welt beleuchtet werden. Da Mützen aber ebenso zu den Kopfbedeckungen gehören werden die Strohmützen in diesem Text ebenfalls einen Platz einnehmen.

Herstellungsmethoden

Die Herstellung von Strohhüten ist ein Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende altes Handwerk unterschiedlicher Stämme in tropischen Regionen der Erde. Aber auch im gemässigten Europa gab es schon im 10. Jahrhundert Stämme die den Strohhut herstellten und nutzten. Die Herstellungsarten haben sich in verschiedenen Regionen der Welt, abhängig vom verfügbaren Ausgangsmaterial unterschiedlich entwickelt. Die häufigsten Herstellungsarten von Strohhüten sind:

Weben und Flechten

Weben ist die älteste bekannte Art der Textilherstellung. Zwischen parallel gespannten Kettfäden werden rechtwinklig dazu Schussfäden eingearbeitet. Diese Handwerkstechnik kann auch bei Stroh angewendet werden. Um aus diesem flachen Gewebe einen Hut zu formen, muss man das Strohgewebe entweder in Form pressen, oder wie Stoff zerschneiden und zu einem Hut zusammennähen.

Zweifarbiges Flechtmuster bie einem Panamahut

Hochwertige Strohhüte werden deshalb nicht gewoben, sondern geflochten. Beim Flechten werden die Strohhalme ebenfalls ineinander geschlungen. Anders als beim Weben geschieht das beim Flechten aber mit einem beliebigen Winkel der Strohhalme zueinander. So ist es möglich einen dreidimensionalen Strohhut zu flechten. Der Hut wirkt wie aus einem Guss und ist nahtfrei. Das Flechtmuster verläuft vom der Kopfmitte zum Rand hin und ist kreissymmetrisch.

Da beim Weben und Flechten jeder Strohhalm einzeln in den Hut eingearbeitet wird, haben erfahrene Strohhutflechter die Möglichkeit einzigartige Muster herzustellen. Dafür werden entweder verschiedenfarbige Strohhalme verwendet oder Loch- und Zopfmuster eingeflochten.

Nähen aus Mottlets

Aus Mottlets genäher Strohhut

Mottlets sind mehrere Meter lange Zöpfe aus Stroh (oder auch anderem Material). Aus diesem Band kann eine erfahrene Näherin einen Strohhut nähen. Als erstes wird ein wenige Zentimeter langes Stück des Strohmottlets um 180° zurückgebogen und der Längskante nach mit dem Rest des Mottlets vernäht. Danach wird das Strohband spiralförmig um den ersten Ausgangspunkt herumgenäht, bis ein kompletter Strohhut entsteht. Je nach Farbe der Strohmottlets ergibt sich ein interessantes, mehrfarbiges Muster.

Diese Art der Strohhutherstellung hat in der Schweiz eine lange Tradition.

Zusammenknüpfen aus Strohhalmen

Roggenstroh hat eine glänzende Oberfläche und ungefähr den Durchmesser eines „Trinkröhrli’s“. Sind die Strohhalme gerade und haben eine glatte Oberfläche, können Sie zum sogenannten Röhrlihut zusammengeknüpft werden. Die einzelnen Strohhalme in Handarbeit mit einem weissen Sternflifaden zusammengebunden. Die typische Form dieses Hutes ist durch das Material bedingt zylindrisch, mit flachem Kopf und flacher Krempe.

Material

Toquilla Stroh – der Panamahut

Weisser, gebleichter Panamahut

Obwohl die wenigsten den Begriff Toquilla Stroh kennen, wissen sie ganz genau wie es aussieht. Es wird nämlich verwendet um den weltbekannten Panamahut herzustellen. Meist ist es über schwefelhaltigem Feuer weiss gebleicht, gelegentlich trifft man es in seiner natürlichen braunen Farbe. Der Strohhut aus Panamastroh ist immer von Hand geflochten. Die Qualität wird an der Anzahl Knoten pro Fläche gemessen und wird in der Einheit Grade angegeben. Je feiner das verwendete Stroh ist, desto feiner sind das Flechtbild und damit die Qualität des Strohhutes.

Gewonnen wird Toquilla Stroh aus den Blättern der in Südamerika heimischen Toquilla Palme. Die Blätter werden grob aufgespaltet und über dem Feuer getrocknet. Danach lässt sich das Palmblatt noch feiner aufspalten. Das perfekte Ausgangsmaterial für einen hochwertigen Panamahut ist geschaffen.

Raffia Stroh

Strohhut aus Raffia StrohWas das Toquilla Stroh in Südamerika, ist das Raffia Stroh in Afrika. Die Raffia Palme hat Blätter mit bis zu 25m länge.  Bevor sie aufgehen sind sie vom Raffia Bast geschützt. Aus dem Bast wird eine Vielzahl von Produkten hergestellt, unter anderem Mützen, seltener auch Strohhüte. Das Material ist im Vergleich zu andern Stroharten relativ flexibel, sodass wenig empfindliche Mützen produziert werden können. Am häufigsten wird der Raffia Bast zu Schnüren zusammengedreht. Daraus werden Hüte und Mützen geflochten, gehäkelt oder genäht.

Getreidestroh

Strohhut aus GetreidestrohIn gemässigten Zonen wachsen keine Palmen. Bei der Getreideproduktion fällt aber sehr viel Stroh an. Daraus lassen sich ebenso schöne Strohhüte herstellen wie aus Palmenstroh. Da Getreidestroh, z.B. vom Roggen, relativ steif und brüchig ist, wird es selten zu einem Strohhut verflochten. Häufiger wird es zu Mottlets verarbeitet oder mit Fäden zusammengeknüpft.

Strohhüte aus Seegras

Strohhut aus SeegrasSeegras – wer an matschiges, grünes Zeug denkt liegt falsch. Getrocknet und zu Schnur verarbeitet hat Seegras durchaus seinen Charme. Das Material ist hellbraun bis grünbraun und relativ flexibel. Es kann zu luftigen Strohhüten verarbeitet werden und bietet im Sommer einen angenehm leichten Sonnenschutz.

 

Reisstroh – traditionelle asiatische Strohhüte

Asiatischer Kegelhut aus ReisstrohIn asiatischen Kulturen ist der Reis die am häufigsten verwendete Getreideart. Entsprechend entsteht viel Reisstroh als Abfallprodukt. In den westlichen Zonen kennt man das Reisstroh am besten von den Gartenbesen. In Asien wird es hingegen zur Herstellung von Strohhüten verwendet. Da Reisstroh sehr dünn ist, lassen sich filigrane Muster flechten.

Sisal

Anlasshut aus SisalDie Sisal-Agave ist die fünftwichtigste Faserpflanze der Welt. Durch den gezielten Anbau hat sich die Pflanze beinahe im ganzen tropischen und subtropischen Gebiet verbreitet. Aus den sehr feinen Fasern werden unter anderem Hüte hergestellt. Das filigrane Geflecht aus Sisalstroh ist beliebtes Ausgangsmaterial für edle Anlasshüte. Da es sich problemlos einfärben lässt sind diese Strohhüte in allen Farben erhältlich.

Papierstroh

Weisser PapierstrohhutNaturstroh muss getrocknet, gebleicht, gefärbt und in einzelne Strohhalme aufgeteilt werden. Ausserdem unterliegt die verfügbare Produktmenge und Qualität zahlreichen äusseren Einflüssen. Das macht Stroh und daraus hergestellte Strohhüte relativ teuer. Als preiswerte Alternative hat sich deshalb das Papierstroh, auch Toyostroh genannte, durchgesetzt. Wobei der Name Papierstroh etwas verwirrend ist, denn das Stroh besteht nicht aus Papier, sondern Viskose. Viskose ist eine halbnatürliche Faser die aus Holz gewonnen wird. Da sich Viskose zu verschieden dicken Bändern und Schnüren verarbeiten lässt und problemlos eingefärbt werden kann eignet sie sich als Ausgangsmaterial für vielfältige, preiswerte Strohhüte.

Die Bedeutung von Strohhüten rund um die Welt

Europa

Der Strohhut wird nicht nur in tropischen Ländern hergestellt. Bereits im Mittelalter war der Strohhut in unserer gemässigten Region verbreitet. In Europa, unter anderem in der Schweiz und in Deutschland war die Strohindustrie in der Zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts dann auch ein bedeutender Wirtschaftszweig. So lebten ganze Familien im Kanton Aargau von der Herstellung von Strohhüten und andern Strohprodukten, die in die ganze Welt exportiert wurden. Noch heute gibt es in der Schweiz vereinzelte Strohhut Hersteller und Museen die an die goldene Zeit der Strohhut Herstellung erinnern.

Nordamerika

Anders als in Europa und Asien gibt es in Nordamerika keine lange Tradition der Strohhüte. Im Jahre 1914 gab es in Baltimore (Maryland) aber  eine Strohhut Fabrik, die riesige Mengen an Strohhüten herstellte und bedeutend für die Wirtschaft in der Region war.  Zu dieser Zeit war der Strohhut die korrekte Kopfbedeckung für den Sommer, während im Winter jeder anständige Bürger einen Filzhut zu tragen hatte. Wann der modische Winter anfing war aber nicht im Ermessen des Einzelnen. Der 15.September galt als spätestes sozial akzeptiertes Datum für das Tragen eines Strohhutes. Danach machte man sich über den Strohhutträger lustig und die Jugendlichen versuchten den sommerlichen Hut  vom Kopf seines Trägers zu nehmen und ihn zu verstampfen. Die Aktion war für die beteiligten nicht immer ganz ungefährlich. Bei den Strohhut Aufständen in New York im Jahre 1922 kann es zu zahlreichen Verletzten und die Polizei musste sowohl Jugendliche, als auch Dockarbeiter die sich gegen das Zerstören Ihres Strohhutes gewehrt hatten, festnehmen.  Die oft in Gewalt ausufernde Tradition endete, als die soziale Norm loser wurde. Heute ist der Strohhut in Nordamerika ein beliebtes Modeaccessoire wie in Europa auch und wird in den südlich gelegenen Staaten wie Florida, Kalifornien und Hawaii das ganze Jahr gerne als Sonnenschutz getragen.

Mittel- und Südamerika

Im warmen Mittel- und Südamerika kommt dem Strohhut eine grosse Bedeutung als Sonnenschutz zu. Für gewisse Regionen ist die Strohhutproduktion aber auch die wichtigste Lebensgrundlage. In Ecuador wird beispielsweise der weltberühmte Panamahut hergestellt. Die Städte Montecristi, Cuenca und Jipijapa leben zu einem Grossteil von der Strohhut Industrie. Aber auch im der mexikanischen Stadt Bécal wird der Panamahut seit der Einfuhr der dafür benötigten Toquilla-Palme durch einen Priester hergestellt und ist wirtschaftlich besonders bedeutungsvoll.

Asien

In Asien werden die  tropischen Gebiete wie überall durch starke Sonneneinstrahlung und starke Regenfälle geprägt. Eine Kopfbedeckung ist hier wichtig um sich vor den extremen Wettereinflüssen zu schützen. Der asiatische Kegelhut wird vorwiegend aus Reisstroh oder Palmblättern gefertigt, das sowohl Sonnenstrahlung abhält, als auch Regen. Die Geometrie des Kegelhutes entspricht einem rechtwinkligen gleichschenkligen Dreieck. Damit der Strohhut sicher auf dem Kopf hält, wird er mit einem seidenen Band unter dem Kinn befestigt. Verbreitet ist der kegelförmige Strohhut vor allem in Vietnam, wo er sich bei Frauen der Landbevölkerung bis heute grosser Beliebtheit erfreut. Denn er dient nicht nur als Kopfbedeckung, sondern kann auch als Transportschale für Früchte oder Getränke genutzt werden.

Panamahüte im Shop kaufen
Strohhüte im Shop kaufen