Zylinder
Zylinder

Geschichte und zeitgenössische Verwendung des Zylinders

Melousine ZylinderDer Zylinder gilt als vornehmer Hut, der nur zu sehr feierlichen Anlässen getragen wird. Bei Hochzeiten wird der hohe Hut ebenso gerne getragen, wie an Pferderennen. Die Geschichte des Zylinders ist bewegt und zeitweise galt der hohe Hut gar als Zeichen des Bürgertums. Der Legende nach, soll das Tragen eines Seidenzylinders zu Beginn sogar als Erregung öffentlichen Ärgernisses gegolten haben. Neben seiner Rolle als Tageshut an festlichen Anlässen hat der Zylinder auch eine lange Geschichte als Teil der Berufskleidung von Kaminfegern und Kutschern. Auch beim Dressurreiten wird nur ungern auf den zylinderförmigen Hut verzichtet.

Woher kommt der Zylinder?

Hohe Hüte gibt es schon seit sehr langer Zeit. Bereits die Burgfräulein im Mittelalter trugen hohe Hüte. Erste Dokumentationen über hohe Herrenhüte mit (annähernd) zylindrischer Form finden sich um ca.1780. Englische Edelsmänner trugen den Kastorhut (die Bezeichnung für Hüte aus Biberhaar) in unterschiedlichen Formen. Üblich zu dieser Zeit waren nicht nur Zylinder wie man Sie heute kennt. Auch gerade, nicht konkave Formen waren sehr beliebt, oder Hüte mit einer konischen Form. Anders als heute, wo der Zylinder mit einer relativ flachen Krempe getragen wird, konnte die Zylinderkrempe früher eine extrem geschwungene Form haben.

Eine spezielle Variation des frühen Zylinders ist der Uniform Zylinder. Er hat keine umlaufende Krempe (faktisch ist es also eigentlich kein Hut, sondern eine Mütze), eine nach oben breiter werdende Kopfform und ist meist mit Orden und goldenen oder bunten Schnüren verziert. Bis ca. 1990 gehörte eine Mütze zum Ausgehanzug der Schweizer Offiziere, welche im weiteren Sinne als Nachfolger der historischen Militärzylinder angesehen werden kann.

Abhängig von seiner Qualität war der Zylinder nur den obersten Ständen vorbehalten. War der Zylinder aus reinem Biberhaar gefertigt, war das Tragen für den ersten Stand untersagt. Je nach Qualität galt der Zylinder auch als Reithut. Um 1820 avancierte der Zylinder dann zum Hut des Bürgertums. Zu dieser Zeit entstand auch der Chapeau Claque, welcher den Zylinder praktischer und alltagstauglich machte. Der Zylinder aus glanzvoller Seide hat ein Gestell aus Metall, welches durch einen Klaps auf den Kopf zusammengefaltet werden kann.

Im letzten Jahrhundert wurde dann der Haarfilz Zylinder wieder üblich. Die „günstige“ Variante aus reinem, kurzhaarigem Haarfilz wird bis heute gerne zu festlichen Veranstaltungen getragen. Die exklusive Variante ist aus Melousine Haarfilz gefertigt. Der langhaarige Filz ist extrem fein und glanzvoll. Ein Melousine Zylinder ist zwar nicht wie früher den höheren Standen vorbehalten, wird aber ausschließlich zu einer korrekten, erstklassigen Garderobe getragen. Wohl nicht zuletzt auch wegen des hohen Preises. Getragen wird der Zylinder im Jahr 2013 hauptsächlich in Schwarz oder Dunkelgrau und in der Variation Ascot. Der Ascot Zylinder ist Hellgrau und hat eine schwarze Garnitur. Wird der Zylinder zu overdressed empfunden, wird stattdessen gelegentlich auch ein Melone getragen.

Der Zylinder als Teil der Berufskleidung der Kaminfeger

Die Geschichte des Zylinders als Kaminkehrer Hut beginnt mit der Geschichte des Kamins. Der Kamin, eine italienische Erfindung, machte es möglich Innenräume zu heizen.Sammelt sich der Russ an den Wänden des Kamins, kann es aber zu Kaminbränden kommen. Der Kamin- oder Schornsteinfeger reinigt den Kamin vom Russ und mindert so die Brandgefahr. Das brachte dem Kaminkehrer schnell eine große Beliebtheit und man sprach von Glück, dass der Kaminfeger da war um die drohende Brandgefahr abzuwenden.Deshalb gilt der Kaminfeger auch als Glückssymbol.Weshalb Kaminfeger Zylinder tragen hat mehrere Gründe:

Zum Schutz: Der Kaminfeger muss aufs Dach steigen um den Schornstein von oben nach unten zu fegen. Um aufs Dach zu gelangen muss er oft durch Dachluken und Dachfenster steigen. Weht der Wind, kann es dem Kaminfeger schon mal das Fenster auf den Kopf hauen. Der hohe Zylinderhut schützt den Schornsteinfeger vor dem herab fallenden Fenster. Um Arbeiten im Kamin zu verrichten, ist der Zylinder allerdings keine geeignete Kopfbedeckung. Hier wurde oft eine Mütze getragen um die Haare vor Russ und Schmutz zu schützen. Der Zylinder wurde währenddessen auf dem Herd des Hauses abgestellt.

Als Aufbewahrungsort: Steigt der Kaminfeger in den Schornstein, kann er seine Sachen im großen Zylinder lagern. Schreibzeug und Mittagessen finden darin problemlos Platz. Hatte der Kaminfeger Glück, legte Ihm die Dame des Hauses auch noch einige Leckereine in seinen Zylinder. Hier bringt der Zylinder einen großen Vorteil. Je größer der Hut um so größer die Ausbeute 😉

Der Zylinder als Statussymbol: Da Schornsteine zum Anfang nur in Schlössern und Burgen zu finden waren, gehörten die Kaminfeger zum Hofstaat. Und da der Kaminfeger außerdem noch Glück bringt, hat er als einziger Handwerker das Privileg einen Zylinder zu tragen. Der exklusive Hut ist allerdings den Kaminfeger-Gesellen vorenthalten. Die Lehrlinge tragen eine Mütze. Das war früher so und ist bis heute so geblieben. Hat ein Lehrling seine Lehrzeit erfolgreich beendet, erhält er von seinem Lehrmeister den Zylinder. So hebt sich der Geselle von den Lehrlingen ab. Früher, als noch kleine Knaben in die Schornsteine herab klettern mussten, hat der Zylinder den Gesellen deutlich als Anführer der kleinen Helfer gekennzeichnet. Noch heute tragen die meisten Kaminfeger Ihren Hut mit Stolz.

Der Zylinder im Pferdesport

Reiten ist eine recht vornehme Sportart und aufgrund der hohen Kosten auch meist den eher wohlhabenden Herrschaften vorbehalten. Hier darf also ein edler Zylinder nicht fehlen. Sowohl beim Dressurreiten, als auch im Fahrsport hat sich der Zylinder bis heute als (Turnier)-Kopfbedeckung gehalten.

Damen Dressurzylinder– Der Dressurzylinder: Beim Dressurreiten wird an Turnieren heute noch ein Zylinder getragen. Der Dressurzylinder ist allerdings den guten Reitern vorenthalten. Erst in den höheren Klasse darf mit Frack und Hut geritten werden. Ab welcher Klasse der Zylinder erlaubt bzw. erwünscht ist, ist je nach Verband und Land unterschiedlich. In den höchsten Klassen, an internationalen Turnieren starten alle Dressurreiter im Frack. Und zum Frack (nicht nur beim Reiten) gehört ein hoher Hut dazu. Üblicherweise wird ein schwarzer Zylinder getragen, aber auch Dunkelblaue oder Braune sind gelegentlich zu sehen. Anders als ein „normaler“ Zyinder ist der Dressurzylinder recht flach. Die Höhe der Krone beträgt ungefähr die Hälfte der Standard Zylinderhöhe von 14 cm. Speziell: Beim Dressurreiten wird der Zylinder von Damen und Herren getragen. Der Damenzylinder darf hinten mit einer Masche mit langen Enden verziert sein.

Wie lange sich der Zylinder noch im Spitzensport halten wird ist ungewiss. Nach einem schlimmen Unfall einer Profireiterin hat in weiten Kreisen ein umdenken stattgefunden. Zwar wird immer noch hauptsächlich mit Zylinder gestartet. Aber wenigstens beim Training und beim Aufwärmen tragen viele Dressurreiter mittlerweile Helme, was der Sicherheit halber sehr zu begrüßen ist.

Schwarzer FahrzylinderDer Zylinder im Fahrsport: Auch beim Fahrsport gehört eine Kopfbedeckung dazu. Hier ist die Wahl der Kopfbedeckung allerdings etwas freier als beim Dressurreiten. Auch eine Reitermütze ist erlaubt. Hauptsache die Kopfbedeckung passt zum Rest der Garderobe und diese zum ganzen Gespann. Denn beim Fahren wird nicht nur die Leistung, sondern auch die Authentizität und schöne Aufmachung des gesamten Gespanns inklusive aller Personen bewertet.

Der Fahrzylinder wird in Grau, oder in Schwarz getragen. An der Farbe lässt sich erkennen, ob die Ponys dem Kutscher gehören oder nicht. Der graue Hut wird von den Ponybesitzern getragen, der schwarze von Nichtbesitzern. Anders als Festtagszyinder haben Fahrzylinder meist eine gerade und nicht konkave Form.

Berufskleidung der Kutschenfahrer: Der Zylinder wird nicht nur im Fahrsport getragen. Auch Berufskutscher tragen Ihren Hut mit Stolz. Ein bekanntes Beispiel sind die Fiakerfahrer in Wien, welche entweder einen Zylinder oder eine Melone tragen.

Andere Verwendungen des hohen Hutes

Der Zylinder findet neben den oben genannten Beispielen auch anderswo seine Verwendung. Einige, nicht abschließende Beispiele:

Freimaurer: Der Zylinder galt stets als elitärer Hut. Die Freimaurer tragen Ihn allerdings als egalitäres Symbol. Unabhängig von Stand und Herkunft trägt jeder Freimaurer einen „hohen Hut„. Das Tragen des Zylinders soll die Gleichheit aller Brüder symbolisieren. Keiner ist besser als die andern, oder hat andere Privilegien.

Zauberer: Seit langer Zeit ist der Zylinder ein beliebter Zaubererhut. Das hat neben ästhetischen Gründen hauptsächlich einen praktischen Charakter. Kaninchen, Küken und Blumensträuße, welche die wohl beliebtesten „Aus-dem-Hut-zauber-Gegenstände“ sind, hätten in einer sportlichen Beseballmütze wohl kaum Platz.

Modeaccessoire: Der Zylinder ist nicht zuletzt auch ein immer wieder auflebendes Modeaccessoire. Rockstars tragen den Hut gerne in eigenen, nicht immer nur eleganten, Variationen. Der wohl bekannteste Zylinderträger aus der Rockszene ist Slash, der Gitarrist von Guns’n Roses. Der Zylinder und die wilde Frisur unter dem hohen Hut wurden zu Slash’s Markenzeichen.

Hochwertiger Melousine Zylinder
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